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617 Goldmedaille im Gewicht von 15 Dukaten , 1845, Wien, von Josef Daniel
Boehm, für Verdienste um die Industrie, gewidmet von der Hofkommission
zur Leitung der Industrieausstellung. Verliehen an Josef Maria von Miller zu
Aichholz.* Av: FERDINAND I. KAISER VON OESTERREICH *DEM
VERDIENSTE UM DIE INDUSTRIE*, Kopf Kaiser Ferdinand I. mit
Lorbeerkranz n. r. // HOFCOMMISSION ZUR LEITUNG DER INDUSTRIE
AUSSTELLUNG 1845, im Kranz graviert J. M. Miller/ Großhändler.
Dm 44mm, Hauser 110, 52,23g vz 10.000,-
* Die Familie Miller stammt ursprünglich aus der Schweizund lässt sich in verschiedenen Berufen bis ins
Spätmittelalter zurückverfolgen. Als ältestes belegbares Familienmitglied gilt Jacob Müller aus Zürich,
der Mitte des 13. Jahrhunderts lebte. Als Gefolgsleute des Herzog Leopolds von Österreich, musste die
Familie die Schweiz verlassen. Die eigentliche Stammreihe beginnt mit Augustin Miller, jüngsten Sohn
des Tiroler Kanzlers. 1669 heiratete Johann Miller die Erbin des Ansitz Aichholz bei Lana Anna Prunner.
1691 wurde die Familie von Kaiser Leopold I. mit dem Prädikat von Aichholz in den Adelsstand erhoben.
Sie erwarben auch den Ansitz Larchgut. Um 1700 zog die Familie von Lana nach Cles im Nonstal um.
Josef von Miller (1797–1871), Sohn des Franz von Miller aus Cles, schaffte im 19. Jahrhundert den Auf-
stieg vom Drogisten zum Großindustriellen. Er erwarb Rohrzucker-Raffinerien in Wien und war geschäft-
lich auch in Böhmen und Schlesien sowie in Triest tätig. Aufgrund seiner Leistungen wurde der Adel der
Familie stufenweise erhöht: Sie hießen seit 1856 Miller zu Aichholz, seit 1860 von Miller zu Aichholz und
seit 1865 Ritter von Miller zu Aichholz. Josef Miller war mit der Belgierin Marie Flore d’Heur verheiratet
und hatte 15 Kinder. Von ihnen waren besonders für die Numismatik bedeutend: Miller-Aichholz Viktor
von, * 21. Oktober 1845 Wien, † 14. Mai 1910 Wien 3, Heumarkt 13, Chemiker, Großindustrieller. Er
studierte an den Universitäten Wien, Zürich und Heidelberg Chemie, trat dann in die von seinem Vater
gegründete „Erste österreichische Sodafabrik“ in Hruschau (Schlesien) ein und wurde dort auch Bür-
germeister (Schaffung sozialer Einrichtungen für die kleine Gemeinde). Nach seiner Übersiedlung nach
Wien wandte er sich der Numismatik zu, wobei er es unter Einsatz beträchtliche Geldmittel innerhalb von
20 Jahren zur drittgrößten privaten Münzsammlung der Monarchie brachte (15.000 Münzen aus dem
österreichischen Teil der Sammlung übergab sein Sohn dem Münzkabinett am Kunsthistorischen Muse-
um). Miller-Aichholz begann über die Sammlertätigkeit hinaus auch eine wissenschaftliche Zusammen-
stellung aller Prägungen österreichischer Münzen von 1519-1896 zu verfassen (die nach seinem Tod mit
Hilfe des Direktors des kaiserlichen Münzkabinetts, August Oktavian von Loehr, veröffentlicht wurde).
Quelle: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Viktor_von_Miller-Aichholz