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664    Goldmedaille, o. J. (1876), Wien, von R. Weyr und A Scharff, zu 30 Dukaten, auf ERZHERZOG
                             KARL LUDWIG *1833 +1896 als Protektor d. Wiener Künstlerhauses. Preis der Wiener
                             Künstlergenossenschaft. Brb. in Uniform n.r. / Künstler(-in) mit Zeichenmappe steht vor sitzender
                             Personifikation der Kunst und empfängt von dieser einen Lorbeerkranz, in Original Etui, Dm 54
                             mm, kleine Schlagspur im Revers, Wurzb. 4507 (Br.), 104,62g                          stgl  10.000,-

                             verliehen an: Teresa Feodorowna Ries (*30. Jänner 1874 in Moskau; †1956) war eine österreichische
                             Bildhauerin und Malerin russischer Herkunft. Sie war eine der ersten Bildhauerinnen in Wien des 19.
                             Jahrhunderts, die sich in der von Männern dominierten Bildhauerei einen Namen machen konnte. Bei der
                             Frühjahrausstellung 1896 im Künstlerhaus wurde ihre Skulptur Hexe bei der Toilette für die Walpurgisnach zum
                             Skandal: Zum einen, weil sie als Frau ihre Skulptur ausstellte, was im 19. Jahrhundert höchst ungewöhnlich war
                             – Frauen wurde im öffentlichen Diskurs jegliche Fähigkeit zum plastischen Denken abgesprochen. Zudem
                             stellte das Sujet der Skulptur einen starken Kontrast zum Klischee des lieblichen, fügsamen „Fräuleins“ dar. Als
                             ungezähmtes und nacktes Geschöpf erregte die Skulptur Bewunderung und Aufmerksamkeit, unter anderem
                             von Gustav Klimt und Kaiser Franz Joseph I. höchstpersönlich. Ries wurde schlagartig berühmt. Klimt war es
                             auch, der sie einlud, in der Wiener Secession auszustellen. Ihre Werke wurden auf Einladung von Russland und
                             Österreich-Ungarn bei der Weltausstellung Paris 1900 und der Weltausstellung Turin 1911 gezeigt. Der Prinz
                             von Liechtenstein stellte Ries eine große Suite neben seiner Bildergalerie als Arbeitsumgebung zur Verfügung,
                             die sie bei der Eröffnung als Retrospektive ihrer zehnjährigen Arbeit in Wien nutzte. Diese und andere
                             öffentliche Auftritte brachten ihr den Argwohn von Kritikern wie Karl Kraus ein, der sich darüber beschwerte,
                             Ries würde zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Bis heute größere Bekanntheit erhielt sie durch die Schaffung
                             und Dokumentation einer Büste von Mark Twain während seines Wien-Aufenthaltes um 1898. Ries schuf
                             zahlreiche Plastiken aus Stein, Marmor, Gips und Bronze und nahm sowohl private als auch öffentliche Aufträge
                             an. Ries war auch an der Gründung der Gemeinschaft Acht Künstlerinnen beteiligt. 1928 veröffentlichte Ries
                             ihre Memoiren unter dem Titel Die Sprache des Steins, 1938 wurde ihr Studio im Zuge der „Arisierung“ durch
                             die Nationalsozialisten enteignet und ein Großteil ihrer Werke als „entartete Kunst“ zerstört. Ries blieb dennoch
                             bis 1942 in Wien und floh dann erst in die Schweiz nach Lugano, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte.








































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                       665   Ae Gnadenmedaille, o.J, Wien, von Tautenhayn. Belorbeerter Kopf nach rechts / Im unten
                             verbundenen Eichen- und Lorbeerkranz Krone über "VIRIBVS VNITIS", Slg. Horsky -, Slg. Julius
                             -, 96,44g                                                                             stgl  1.100,-

                             vermutlich Unikum
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